Midibusse, die einen rein elektrischen Antrieb mit Komfort und Barrierefreiheit verbinden, sind bisher eine Seltenheit in Deutschland. Grund ist unter anderem die anspruchsvolle Bauweise, bei der ausreichend Platz für Fahrgäste mit Kinderwagen oder Rollator und Batterie gleichermaßen gegeben sein muss. Auch die Kapazität spielt eine entscheidende Rolle, will man zum Beispiel im Sommer eine Klimaanlage zusätzlich mit dem vorhandenen Strom betreiben. Die Eichsfeldwerke hatten umfangreiche Studien und den Probebetrieb von zwei Testmodellen vorangestellt, um ein geeignetes Fahrzeug zu finden. Das Resultat ist eine Sonderanfertigung mit 80 Kilowatt E-Motorleistung, das entspricht 109 PS. Lediglich die Fahrzeugfront ähnelt noch dem originalen Elektro-Kastenwagen von Nissan. Von den Vorteilen dieses Unikats hat sich die Regiobus Potsdam-Mittelmark nun persönlich überzeugt. Das Unternehmen sucht für die rund 26.000 Einwohner zählende Stadt Werder an der Havel nach einer optimalen Lösung für den Innenstadtverkehr.
Aus erster Hand konnte das brandenburgische Verkehrsunternehmen erfahren, wie sich die Einführung von Midi-Stromern im Stadtbus-Verkehr realisieren lässt. Denn mit der reinen Anschaffung der Busse war das Pilotprojekt der EW Bus nicht abgeschlossen. Auch eine leistungsstarke Ladeinfrastruktur musste an einem geeigneten Standort geschaffen werden. Im Unternehmensverbund der Eichsfeldwerke übernahm das die Tochter EW Wärme. Für die vier Schnellladesäulen in der Dingelstädter Straße mit einer Gleichstromladeleistung von je 50 Kilowatt, wurde im Vorfeld die Stromanschlussleistung auf 600 Kilowatt erhöht und eine Trafostation errichtet. Aufgetankt wird dort mit 100% Ökostrom der Stadtwerke Heilbad Heiligenstadt. Eine Komplettlösung, die als Prototyp für andere Regionen dienen kann. Denn auch die für den Antrieb notwendige Energie produziert die EW-Unternehmensgruppe selbst mit ihren Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen.